KUNSTSTIFTUNG RAINER WILD

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Kunststiftung Rainer Wild

Am Anfang war der Apfel

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Interview mit dem Unternehmer, Wissenschaftler und Stifter Prof. Dr. Rainer Wild

Porträt Dr. Rainer Wild, o. J.

Rainer Fetting
Porträt Dr. Rainer Wild,
o. J.
Öl auf Baumwolle,
210 x 170 cm

Sammlung Dr. Rainer Wild
Fotografie: Matthias Heibel
    
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Seit annähernd 40 Jahren hat Prof. Dr. Rainer Wild eine Kunstsammlung aufgebaut. Im Gespräch mit Stiftung verrät der Stifter mehr über die eigene Sammelleidenschaft und die Ausrichtung der Sammlung auf die Darstellung der Frucht in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

Stiftung: Wie wird man als Unternehmer und Wissenschaftler zum Kunstsammler? Was war für Sie der Auslöser, sich mit Kunst zu beschäftigen und mit dem Aufbau einer eigenen Kunstsammlung zu beginnen?

Prof. Dr. Rainer Wild: Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie meine Erziehung nicht einseitig ausgerichtet haben. In unserem Hause wurde regelmäßig musiziert und mein Vater ließ mich mit seiner reichhaltigen Kunstsammlung schon frühzeitig den Sinn und Wert von Kunst positiv erfahren. Meine Mutter pflegte eine Liebe zu Porzellan, die eine umfangreiche Sammlung von Meissener Porzellan mit Fruchtmotiven entstehen ließ – ein wunderschönes Hobby. Diese frühen Erfahrungen haben mein Leben bestimmt und die Liebe zur Kunst ist bis heute erhalten geblieben.

Stiftung: Beruflich haben Sie sich Ihr ganzes Leben mit Früchten, ihrer wissenschaftlichen Erforschung und industriellen Verarbeitung beschäftigt. War es daher naheliegend für Sie, auch in Ihrer Kunstsammlung das Motiv der Frucht zu verfolgen?

Prof. Dr. Rainer Wild: Zunächst hat mich das Thema der Frucht in einer rein wissenschaftlichen Perspektive interessiert. Abgesehen davon, dass ich stets gerne Früchte gegessen habe, fesselte mich die pharmakologische und toxikologische Wirkung von Früchten und ich habe mich mit ihren Inhaltsstoffen und ihrer chemischen Zusammensetzung beschäftigt. Nach meinem Studium der Natur- und Wirtschaftswissenschaften bin ich 1975 bei den Rudolf Wild-Werken eingetreten und auch hier galt mein Augenmerk den Früchten: weniger aus analytischer Sicht, als aus der wirtschaftlichen Perspektive des weltweiten Einkaufs von Früchten heraus, da das Unternehmen einer der größten Fruchteinkäufer der Welt ist. Auf ausgedehnten Fruchtreisen und bei der Suche nach immer neuen und innovativen Produkten habe ich mir ein enormes Wissen über Früchte angeeignet. Es folgten ein Lehrauftrag und eine Professur an der Universität Stuttgart-Hohenheim zum Thema „Technologie der Früchte”. Was lag also näher, als sich nach der umfassenden Beschäftigung mit diesem Thema auch den zahlreichen Darstellungsformen und -möglichkeiten der Frucht in der bildenden Kunst zu widmen.
Im Übrigen gibt es zahlreiche Sammlungen, die sich mit der Gestalt und Bedeutung von Blumen, Bäumen oder Tieren auseinandersetzen. Meines Wissens existiert jedoch keine zweite Sammlung von Gemälden und Grafiken, die sich dem Thema der Frucht verschrieben hat. Diese Einzigartigkeit der thematischen Ausrichtung und gleichzeitige Vielfalt der künstlerischen Ansätze und Arbeiten haben mir ein breites Sammlungsspektrum eröffnet.

Stiftung: Verraten Sie, welches Werk der Sammlung Sie als erstes erworben haben?

Prof. Dr. Rainer Wild: Als erstes Werk habe ich eine Radierung von Salvador Dalí erstanden – ein großartiges Blatt, das mich auf den ersten Blick fasziniert hat.

Stiftung: Bedeutet die Festlegung auf ein spezielles Thema oder Sujet der Kunst nicht gleichzeitig eine Eingrenzung, die die eigene Sammelleidenschaft in enge Bahnen lenkt?

Prof. Dr. Rainer Wild: Wenn eine Kunstsammlung mehr und mehr wächst, stellt sich stets die Frage nach ihren Grenzen – sowohl bei der Anzahl der Werke, als auch bei einer Fokussierung auf eine Gattung, ein bestimmtes Thema oder Bildmotiv. Während ich in den ersten Jahren eigentlich nur gekauft habe, was mir spontan gefiel, hat sich eine strukturierte Vorgehensweise für meine Sammlung erst mit den Jahren ergeben. Die Beschränkung auf Werke, die sich mit dem Thema der Frucht auseinandersetzen und die damit einhergehende Konzentration eröffnet bei ihrer Beschränkung gleichzeitig die Möglichkeit, thematisch in die Tiefe zu gehen.

Stiftung: In Ihrer Sammlung beschränken Sie sich auf Werke des 20. und 21. Jahrhunderts...

Prof. Dr. Rainer Wild: Das ist richtig. Über alle Jahrhunderte hinweg zu sammeln und die vielfältigen Entwicklungslinien des Sujets in der Malerei, Grafik und Plastik sowie in den relativ jungen Medien der Fotografie oder Videokunst zu verfolgen, erschien mir kühn – daher die Eingrenzung auf Malerei, Zeichnung, Grafik und Plastik des 20. und 21. Jahrhunderts. Wenn ich heute meine Sammlung betrachte, glaube ich, dass es sich bewährt hat, die Grenzen nicht zu sprengen und alles zu sammeln. Auf diese Weise habe ich mir bis heute die Freude über einen neuen Fund auf dem eigenen Sammelgebiet bewahrt.

Stiftung: Neben bekannten Künstlern wie Max Pechstein, Emil Nolde, Alexej von Jawlensky oder Georg Baselitz liegt Ihr Fokus auch auf Positionen der Gegenwart, die das Sujet unter einer zeitgenössischen Perspektive bearbeiten...

Prof. Dr. Rainer Wild: In einer ersten Sammelphase habe ich vor allem grafische Arbeiten erworben. Die neuen Berliner Wilden mit ihrem Neoexpressionismus brachten dann den Durchbruch und ich erwarb Arbeiten von Rainer Fetting und Elvira Bach. Diese Künstler führten mich wiederum zurück zum Expressionismus: Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff oder Erich Heckel bildeten den Kern der zweiten Sammelphase. Es folgten die frühen Fruchtbilder von Alexej von Jawlensky. Und immer wieder habe ich Künstler der Gegenwart für meine Sammlung entdeckt: Stefan Szczesny, Georg Baselitz sowie Julian Schnabel und Marc Quinn. Insbesondere die Erweiterung in die Gegenwartskunst erweist sich als äußerst tragfähig und führt zu unerwarteten und äußerst spannenden Entdeckungen.

Stiftung: Mit über 200 Werken haben Sie eine umfangreiche Sammlung zur Darstellung der Frucht in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zusammengetragen – planen Sie eine kontinuierliche Erweiterung?

Prof. Dr. Rainer Wild: Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, in welche Richtung sich meine Sammlung entwickelt, ob ich meine Leidenschaft zügeln und den Erwerb neuer Werke einstellen soll. Allerdings wird mich die Begeisterung für das Thema nie verlassen und daher halte ich weiterhin die Augen offen und bin auf neue Entdeckungen gespannt.

Stiftung: Im Jahr 2005 haben Sie eine Auswahl der Sammlung in einer Ausstellung im Heidelberger Kunstverein gezeigt. Sind weitere Ausstellungen geplant?

Prof. Dr. Rainer Wild: Einzelne Werke der umfangreichen Sammlung waren seither in verschiedenen Institutionen im Rahmen von Ausstellungen als Leihgaben zu sehen. Derzeit arbeiten wir an mehreren Ausstellungsprojekten und ich freue mich bereits darauf, meine ganz persönliche Leidenschaft mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen.

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