KUNSTSTIFTUNG RAINER WILD

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Kunststiftung Rainer Wild

Am Anfang war der Apfel

Mittelgewannweg 10
69123 Heidelberg

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Sammlung Dr. Rainer Wild

Über annähernd 40 Jahre hinweg hat der Unternehmer, Wissenschaftler und Stifter Prof. Dr. Rainer Wild eine beachtliche Kunstsammlung aufgebaut, die sich mit dem Abbild der Frucht in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts beschäftigt. Annähernd 300 Gemälde und Zeichnungen, Aquarelle und Grafiken sowie plastische Arbeiten zählen zu der Sammlung, die die Frucht in ihren variantenreichen Darstellungsformen zum Ausgangspunkt und Ziel haben. Darunter sind Arbeiten von Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Emil Nolde, Alexej von Jawlensky, Lucian Freud, Rainer Fetting, Elvira Bach, Georg Baselitz und Jörg Immendorf sowie Werke zahlreicher zeitgenössischer Künstler wie Fernando Botero, Tony Cragg, Mel Ramos, Julian Schnabel, Gavin Turk und Marc Quinn.

Früchte, Früchte, Früchte – Eine Einführung in die Sammlung Prof. Dr. Rainer Wild

Die Vorliebe von Prof. Dr. Rainer Wild für Früchte entstand nicht allein aus der Tatsache, dass er schon immer gerne Früchte aß, sondern vielmehr aus seinem Interesse für die Inhaltsstoffe von Früchten, insbesondere für deren pharmakologische Wirkung. Folgerichtig kreisten die Forschungen der Diplom- und Promotionsarbeiten ganz um das Thema der „Früchte”. Im späteren Berufsleben bei den Rudolf-Wild-Werken in Eppelheim bei Heidelberg spielten Früchte dann eine ebenso tragende Rolle. Nicht aus analytischer Sicht, sondern aus der Sicht des Einkaufs von Früchten. Durch die zahlreichen „Fruchtreisen” auf der ganzen Welt hat sich zwischenzeitlich ein enormes fachspezifisches Wissen angesammelt.

Als Prof. Dr. Rainer Wild vor über 40 Jahren anfing, Kunst zu sammeln, war es dementsprechend nahe liegend, sich auf das Thema „Frucht” zu konzentrieren, hatte es ihn zu diesem Zeitpunkt doch bereits sein halbes Leben wie ein roter Faden begleitet. Nach dem Erwerb von immer mehr Kunstwerken stellte sich bald die Frage nach den Grenzen der persönlichen Sammlung und es wurde schnell klar, dass es sinnvoll war, sich auf ein Jahrhundert zu beschränken. Die Wahl fiel auf das 20. Jahrhundert und die Gegenwart. Die Freude über einen passenden Fund auf dem eigenen Sammelgebiet ist einfach größer, als wenn man nur nach dem reinen Geschmacksprinzip sammelt.
Den Ausgangsbestand der Sammlung Dr. Rainer Wild bilden mehrere Werke aus dem Expressionismus: Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Emil Nolde und Alexej von Jawlensky.

Stillleben mit Hyazinthe und Orangen, 1902Alexej von Jawlensky 
Stillleben mit Hyazinthe und Orangen, 1902
Öl auf Leinwand, 53,2 x 44,4 cm
Sammlung Dr. Rainer Wild
Fotografie: Matthias Heibel
VG Bild-Kunst Bonn, 2012






Eine Arbeit von Lucian Freud aus dem Jahr 1947, auf der eine Quitte abgebildet ist, zählt zu einem der besonderen Werke der Sammlung. Früchte werden von Freud nur sehr selten dargestellt. So, wie auch auf seinen bekannten Menschen-Porträts die Abgebildeten ungeschönt dargestellt werden, macht er bei den Fruchtabbildungen keine Ausnahme. Die Druckstellen und schwarze, faule Flecken sind in diesem Werk von Freud nicht zu übersehen. So, wie Makel und Falten des menschlichen Körpers nicht verschwiegen werden, verdeutlicht Freud dem Betrachter auch anhand der Fruchthaut, die Endlichkeit und Vergänglichkeit des schönen Scheins.

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Lucian Freud
Ohne Titel, 1947
Bleistift, Buntstift und Tusche auf Papier, 12,6 x 22,1 cm
Sammlung Dr. Rainer Wild
Fotografie: Matthias Heibel



Es sind in der Sammlung jedoch nicht nur Werke aus den klassischen Bereichen der Kunstgeschichte vertreten. Künstler wie Rainer Fetting und Elvira Bach, die beide der in den 1980er-Jahren bekannten Künstlergruppe der „Neuen Wilden” angehörten, sind mit prägnanten Werken in der Sammlung vertreten.


Elvira Bachs Werk „Am Anfang war der Apfel” (1993), ziert heute nicht nur den Buchumschlag des 2003 erschienenen Bildbandes „Am Anfang war der Apfel” , in dem einige der Hauptwerke der Sammlung Dr. Rainer Wild vorgestellt werden, der Titel des Werks wurde auch Namensgeber für die neu gegründete Kunststiftung.

Am Anfang war der ApfelElvira Bach
Am Anfang war der Apfel, 1993
Acryl auf Leinwand, 165 x 130 cm
Stiftung für Fruchtmalerei und Skulptur
Fotografie: Matthias Heibel
VG Bild-Kunst Bonn, 2012






Elvira Bach, deren Schaffen sich durch expressive Farbigkeit und die Rückkehr zur figurativen Malerei auszeichnet, bildet in dem oben genannten Werk eine breitschultrige Frauengestalt ab, die auf ihrem Kopf einen riesigen Apfel trägt. Um Hals, Schultern und Arme hat sie – wie eine Stola – eine Schlange drapiert, deren Schwanz und Kopf sie sicher im Griff hat – eine moderne Eva? Durch die sehr präsente Darstellung des Apfels und den passenden Titel entschied sich Prof. Dr. Rainer Wild, das Bild als Leitmotiv für den Bildband und die Sammlung zu verwenden.

Weitere Künstler der Gegenwart, die die Sammlung sehr bereichert haben, sind Stefan Szczesny, Georg Baselitz, Jörg Immendorf, Julian Schnabel und Fernando Botero. Über die Jahre kamen zunehmend auch plastische Arbeiten in die Sammlung, die die Früchte durch ihre dreidimensionale Perspektive zu einem Raumerlebnis für den Betrachter werden lassen. Thomas Schüttes Werk „Ancini Beeren” (1991), das im Eingangsfoyer des Firmensitzes der Dr. Rainer Wild Holding ausgestellt ist, wirkt mit seinen überdimensional großen Beeren wie ein Magnet auf den Betrachter.

Arcini Beeren, 1991Thomas Schütte
Ancini Beeren, 1991
Holz und Kupfer, 170 x 115 x 123 cm
Sammlung Dr. Rainer Wild
Fotografie: Matthias Heibel
VG Bild-Kunst Bonn, 2012





Es ist immer wieder überraschend, in wie vielen Stilrichtungen der Kunstgeschichte Früchte eine tragende bzw. eine Hauptrolle in den Werken spielen. Mit dieser sehr deutlichen Erkenntnis wird das Thema „Frucht” ohne Zweifel zukünftig weiterhin das leitende Motiv der Sammlung und Stiftung bleiben. 


Aus einer interessanten Begegnung mit der Heidelberger Künstlerin Elke Rudolph, die mit echten Brombeeren ihre Bilder malt, entstand die Idee, selbst natürliche Farben zu entwickeln. Es zeigte sich jedoch sehr bald, dass Früchte aus der Natur nicht ausreichen, um kräftige, lang anhaltende Farben herzustellen. Außerdem erwiesen sich die erstellten Farben überraschenderweise lediglich auf Seide als leuchtendes und nicht verblassendes Material. Aus dieser Entdeckung heraus entstanden die Heidelberger Naturfarben. Der Schweizer Künstler Claude Sandoz hat mit diesen Naturfarben ein Triptychon auf chinesischer Satinseide für die Sammlung Dr. Rainer Wild gemalt, das bis heute mit seinen leuchtenden Farben und exotischen Motiven fasziniert.

Mittlerweile umfasst die Sammlung Dr. Rainer Wild annähernd 300 Gemälde und Skulpturen national und international bedeutender Künstler, die immer wieder von namhaften Museen als Leihgaben angefragt werden. Für eine Ausstellung der Royal Academy of Arts in London, sowie des New Yorker Guggenheim Museum of Modern Art wurde beispielsweise vor einigen Jahren ein Werk von Jawlensky aus der Sammlung als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Durch den steten Zuwachs der Sammlung rückte die Idee, eine rechtlich selbstständige Kunststiftung ins Leben zu rufen, für Prof. Dr. Rainer Wild immer mehr in den Vordergrund. Mit der im Jahr 2009 gegründeten Stiftung für Fruchtmalerei und Skulptur - Am Anfang war der Apfel (heute: Kunststiftung Rainer Wild, Anm. 2019), wird eine intensive Zusammenarbeit und ein reger Austausch mit namhaften Kunst- und Kulturstiftungen, Instituten und Museen angestrebt. Die Stiftung hat sich die Förderung von jungen Künstlern, die Veröffentlichung von diversen Publikationen, sowie die Erweiterung und Pflege der bereits bestehenden Sammlung zur Aufgabe gemacht. Durch die Stiftung wird die Sammlung neu definiert und, im Zusammenhang mit den angedachten Aufgaben und Kooperationsprojekten, in ein neues Licht gerückt werden.

Kerstin Leitner
Essay erstmalig erschienen in E-Journal für Kunst- und Bildgeschichte, 3/2009
www.kunsttexte.de,

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